Sonntag, 6. Oktober 2013

Ja ich will! ...mich mal an einer Hochzeitstorte versuchen... Anleitung Hochzeitstorte


Ich muss gestehen, in meinem Alter (hüstel...) wird in meinem Umfeld eher weniger geheiratet. Der erste Schwung ist durch und die, die ein zweites Mal heiraten könnten, weil sie mittlerweile wieder geschieden sind, überlegen sich das etwas länger als beim ersten Mal. Vielleicht geht es dann ja in so in vier, fünf Jahren wieder Schlag auf Schlag...

Aber vor einem halben Jahr war es dann doch wieder einmal so weit und eine Bekannte bat mich um Unterstützung bei der Hochzeitsplanung. Ich habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt, denn ich wollte schon länger mal ausprobieren, ob ich denn auch eine Hochzeitstorte hinbekommen könnte.
An Motivtorten probiere ich mich ja schon länger, aber mehrstöckig? Und nicht nur für einen Kindergeburtstag, bei dem es reicht, wenn es bunt und künstlich aussieht, um alle in helle Aufregung zu versetzen? Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass ich zwei Wochen vor der Hochzeit erfahren würde, dass die Torte mindestens fünfstöckig werden und für 120 Personen reichen muss, hätte ich vielleicht nein gesagt.... Arggghhhh....

Mitgefangen, mitgehangen ging es also an die Planung. Und für alle unter Euch, die so ein Mammutprojekt selber einmal angehen möchten - Mädels - die Planung (und wirklich genügend Puffer bei allem!) ist der Schlüssel zum Gelingen. Ihr braucht Zeit, Zeit und Zeit - viel zu viele Zutaten, denn irgendwas wird schon schiefgehen und einen guten Supermarkt, der fußläufig erreichtbar ist....

Klar war, dass es eine Schokotorte (ausdrücklicher Brautwunsch - den sollte man nicht wegdiskutieren...) mit Fondantüberzug werden sollte. Weiß natürlich und edel und ohne zu viel Schnickschnack (auch Brautwunsch - zum Glück!)

Vorweg gleich ein paar grundlegende Tipps fürs Gelingen:

- wählt einen Rührteig, keinen Biskuit, der ist zu locker und sinkt im Zweifel unter der Last der oberen Etagen ein.
- überlegt gut, ob Ihr Sahneschichten einplanen wollt, denn damit kann dasselbe passieren. Besser ist Tortencreme.
- quadratisch ist günstiger, weil es verschiebbare Backrahmen gibt und ihr nicht Unmengen an unterschiedlich großen Backformen kaufen müsst.
- ihr braucht nicht zwingend ein teures Gestell, wie es günstiger geht, zeige ich euch unten.
- für eine solche Torte lieber den Fondant kaufen, ich habe rund fünf Kilo verarbeitet. Wenn ihr den Fondant selber machen wollt, seid ihr fix und fertig, bevor es eigentlich los geht.
- plant ausreichend Zeit ein! Einen Tag fürs Backen, einen für Ganache und Füllung, einen für den Fondantüberzug. Das ist auch deshalb wichtig, weil sich der Kuchen und die Ganache setzen müssen.
- bei der Materialbestellung macht es immer Sinn, auch mal nach holländischen Onlineshops zu schauen, die sind oft deutlich günstiger als die deutschen. Ich habe mein Material hier bestellt: http://www.deleukstetaartenshop.nl/
- vier Hände sind hilfreich, wenn es um das Zusammenbauen geht, plant hier einen lieben Helfer ein, damit nicht kurz vor Schluss noch was schief geht.

Jetzt aber los: Hier ist meine Anleitung für den Traum in Weiß

Erst einmal müsst Ihr wissen, wie viele Gäste erwartet werden, damit ihr wisst, wie viel Teig ihr braucht und welche Größe die Tortenböden bekommen sollen.

Hier könnt ihr euch schon einmal ein wenig orientieren:









Sobald ihr ausgetüftelt habt, welche Kombination ihr anlegen wollt, kann´s dann auch mit dem Backen losgehen.

Hier mein Rezept für den Schokokuchen:

120ml Wasser
1 EL Schmand
100g Butter
150 g Zucker
1 Paket Vanillezucker
100g Schokolade (dunkel oder Vollmilch oder halb und halb)
10g Kakaopulver

125g Mehl
2 TL Backpulver
1 Ei

Erst einmal die Schokolade kleinhacken.

Nun Wasser, Schmand, Butter, Zucker, Vanillezucker, Kakao und Schokolade
125ml Wasser in einen Topf geben und solange unter Rühren erhitzen, bis die Schokolade geschmolzen ist.
Vom Herd nehmen und in eine Rührschüssel umfüllen.

Während das Ganze abkühlt, schon mal den Backofen auf 175°C vorheizen und die Backform (ich habe eine genutzt, die man in der Größe variieren kann) einstellen und mit Alufolie auskleiden.

Dann das Ei unterrühren und das Mehl (mit Backpulver vermengt) löffelweise hinzufügen. Zum Schluss den (sehr flüssigen) Teig in die Form füllen und je nach Größe 20-45 Minuten backen. Am besten in der Nähe bleiben und hin und wieder eine Stäbchenprobe machen.


Da meine Backform nicht so hoch war, habe ich mich entschieden, pro Etage zwei Kuchen zu backen und dazwischen Tortencreme zu streichen.

Erst einmal aber alle Kuchen backen und gründlich abkühlen lassen. Das ganze Backen ist sowieso eine volle Tagesarbeit.

Am nächsten Tag geht es dann ans Füllen, Schneiden und die Ganache:



Bevor ihr die Kuchen zuschneidet,
sollte die Füllung aufgebracht werden,
falls ihr eine vorgesehen habt.




Damit der Kuchen später stabil steht, braucht das Ganze ein Innenleben. Ihr könnt dafür ein vorgefertigtes Set im Internet bestellen oder es selber basteln. 
Dafür besorgt ihr euch 
Plastikbrettchen vom 
schwedischen Möbelladen 
und schneidet sie auf die Größe der Etagen zurecht. 


Nun die Brettchen auf die Böden legen und rundherum mit etwas Zugabe zuschneiden.



Jetzt kommt der zweite Schritt des Stabilmachens.

Hierfür habe ich mir im Internet (s.o.) zuschneidbare
Säulen bestellt.
Man kann aber auch Cocktailstrohhalme
(dann eben einige mehr) verwenden.




 
Die Säulen werden auf die Höhe der Kuchenetagen 
zugeschnitten und gut verteilt in die Böden gesteckt.

Damit später die Fondantdecke schön glatt aussieht, habe ich die Torte mit Ganache überzogen. Das geht natürlich auch mit Tortencreme, ich finde das Arbeiten mit Ganache aber persönlich einfacher.

Ganache ist lange nicht so schwierig, wie es überall heißt:

Wichtig ist das Verhältnis Sahne/Schokolade, hier habe ich mich an folgende Faustformel gehalten: 500g Schokolade auf 200ml Sahne.

Zunächst einmal hackt ihr wieder Schokolade (möglichst fein).

Nun die Sahne in einem Kochtopf auf den Herd
und ganz kurz aufkochen lassen.
Topf vom Herd nehmen und die Schokolade
hineinschütten. Alles 2-3 Minuten stehen lassen 
und dann solange rühren, bis die Schokolade
klumpenfrei eingeschmolzen ist.
Dann alles etwas abkühlen lassen und anschließend
 damit die Kuchen überziehen.

Nun muss das Ganze über Nacht in den Kühlschrank, damit die Ganache anzieht.


Am Tag der Hochzeit wird die Torte nun endlich eingepackt. Ich habe hierfür den Fondant im Internet bestellt. Für meine Torte habe ich knapp 5kg benötigt.
Außerdem braucht ihr eine lange Rolle, da die kurzen auf den großen Fondantplatten sonst hässliche Streifen hinterlassen. Die Rolle auf dem Bild habe ich für unter
15,- € bekommen, diese Investition lohnt sich absolut! Es gibt auch welche mit Silikonüberzug, die sind allerdings deutlich teurer.
Dann solltet ihr euch noch Stärke (oder Puderzucker), Frischhaltefolie und ein Messer bereitlegen.
Nun den Fondant Stück für Stück weichkneten (ich nehme immer einen Teelöffel Glyzerine dazu, müsst ihr aber nicht) und in Frischhaltefolie beiseite legen.

Dann geht´s ans Ausrollen. hierfür die Arbeitsplatte und die Rolle gut mit Speisestärke (oder Puderzucker) ausstreuen. Dann den Fondant immer wieder umdrehen, damit er nicht festklebt. Sobald das Ganze zu groß zum Umdrehen wird, solltet ihr immer wieder mit dem (gepuderten!) Arm unter den Fondant entlangstreichen.

Sobald alles ausgerollt ist, die Platte auf die Rolle aufrollen und über der Tortenebene abrollen. Dann zunächst oben glattstreichen und dann die Seitenvon oben nach unten weiterbearbeiten. An den Ecken wird es dann etwas kniffelig. Hierfür mit der einen Hand den Fondant leicht anheben und mit der anderen Hand von oben nach unten andrücken. Mit ein bisschen Übung ist das tatsächlich einfacher, als es jetzt hier klingt!


Dann noch die Ränder abschneiden und alles stapeln. Ich habe die Ebenen einzeln ins Restaurant gebracht und in deren Küche gestapelt, weil ich Angst hatte, dass mir im Auto alles abstürzt.


Nach dem Stapeln habe ich noch Borten aus Fondant an die Kanten geklebt (das geht mit Wasser, mit Speisekleber (ca.5,-€) ist es aber wesentlich einfacher.

Und zum Schluss dann mit aufgedrahteten echten (dann aber möglichst ungespritzten) oder künstlichen Orchideen dekorieren und fertig!

Tadaaaa!